LOST WEEKEND

Ach komm, wir fahren da mit dem Wohnmobil hin.

Sich mitten in der Corona-Pandemie als Band ernsthaft Gedanken darüber zu machen, wie man das Ganze jetzt „richtig“ angeht, mag von außen betrachtet vielleicht etwas seltsam wirken – für uns war es genau die richtige Zeit. Nach den ersten Gigs brauchten wir ohnehin eine Pause, nicht nur körperlich, sondern auch mental, weil uns klar wurde: Wenn wir das weitermachen wollen, dann muss es auf der Bühne strukturierter laufen. Bis dahin war unser Ansatz eher: „Wir spielen, schauen, dass alles funktioniert, und hoffen aufs Beste.“ Aber jetzt war der Punkt erreicht, an dem wir merkten, dass manche Abläufe – beim Aufbau, beim Soundcheck, beim Set selbst – einfach noch nicht so flüssig funktionierten, wie wir es gerne hätten.

Also war der Plan: Wir nutzen die Zeit, um unser Setup zu verbessern – das interne Routing der Backingtracks, das In-Ear-Monitoring, überhaupt die gesamte technische Basis. Ein sinnvoller Plan, dachten wir. Aber bevor wir das Ganze so richtig umsetzen konnten, kam eine neue Nachricht rein: Lost Weekend München meldete sich bei uns. Ob wir im April spielen wollen. Moment – wie bitte?! Wir waren völlig baff. Schon wieder eine Anfrage, und dann auch noch von einem Club in München, einem der kreativsten studentischen Spots der Stadt. Klar sagten wir zu – sofort, mit großer Freude, aber auch einer gehörigen Portion Respekt.

Das Lost Weekend war unser erster richtiger Indoor-Gig, unsere erste Clubshow. Unser Set bestand damals aus sieben oder acht Songs, wir teilten uns die Bühne mit einer Band aus Augsburg, die sichtbar mehr Erfahrung hatte, routinierter wirkte und zumindest einen von uns ein wenig eingeschüchtert hat. Aber gut – wir sind Niederbayern. Und Niederbayern wissen: Gutes Bier hilft. Und weil nicht nur der Transport der Technik, sondern auch die Frage der Übernachtung zu klären war, kam Daniels Vater mit der rettenden Idee: „Nehmt’s des Wohnmobil. Hat unter 3,5 Tonnen – gilt als PKW.“ Wer das Teil gesehen hat, weiß: Das ist eher ein Schiff. Aber egal – Technik rein und ab nach München. Und wie es der Zufall wollte: Direkt vor dem Club war ein Parkplatz frei. 20 Meter Technik tragen – und wir waren drin.

Michael, unser damaliger Bassist, half uns beim Aufbau und mischte den Sound. Und dann standen wir plötzlich mittendrin – in unserer ersten Clubshow. Näher dran an den Menschen, an den Reaktionen, an der Atmosphäre. Die Bühne war klein, die Aufmerksamkeit groß, jede Nuance wurde wahrgenommen. Corona war immer noch präsent, die Leute mussten sitzen, zuhören, Abstand halten – was gerade in so engen Räumen besonders herausfordernd war. Umso wichtiger, dass wir uns aufeinander verlassen konnten. Jeder fängt den anderen auf, das war immer so, und das ist bis heute so geblieben. Wir starteten mit „Kissed you instead“, konzentriert, fokussiert, aber auch mit dem Wissen: Der Laden ist voll, das Feedback war stark, und wir haben das gemeinsam geschafft.

Wie war der Abend? Intensiv, ehrlich, direkt – und für uns ein echter Meilenstein. Am Ende flossen die Getränke, wir rollten ins Wohnmobil und wussten: Das war kein Zufall. Das war der nächste Schritt.

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